Yamaha RD 400 am Seziertisch


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Seit 15. Mai 2008 stand diese kleine Yamaha in meiner Garage. Ich hatte sie per Inserat gefunden und war fast ein Jahr lang recht glücklich damit.
Wir hatten einiges zusammen erlebt, selbst zum Großglockner waren wir zusammen ohne jegliche Probleme gefahren. Auch am 22. März 2009 waren wir ohne Probleme unterwegs, mein kleines Stinkerchen und ich. Zumindest so lange, bis die Leistung nachließ und ich den Motor abstellte.
Dann war Stille. Der Motor drehte sich nicht mehr, weder aus eigener Kraft noch mit Hilfe des Kickstarters. Dank der gelben Engel des ÖAMTC hatte das keine dramatischen Auswirkungen, ich wurde, das Motorrad am Pannenwagen aufgeladen, gemütlich nach Hause gebracht.
Die Motorradsaison 2009 sollte ohne der kleinen RD vorübergehen, denn meine Leidenschaft fürs fahren war weit größer als die fürs schrauben. Tausende Kilometer drehte ich herunter, während die Kleine sehnsüchtig in der Garage wartete, bis ich für sie Zeit hätte.
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sie wird wieder fahren, irgend wann. Am 23. November war es so weit, die Operation "Zurück ins Leben" begann anzurollen. Sie begann mit der Sezierung des Motors. "Schauen wir einmal, was los ist". Es war eine ganze Menge los da drinnen. So viel, dass die Aktion bald wieder zum Stillstand kam.
Der Schaden war schwerwiegend. Doch die Umstände meinten es gut mit der Kleinen. Ich fand einen intakten Motor, kaufte dazu eine Menge weiterer Ersatzteile und bagann, die 400er vollständig zu zerlegen.
Jetzt will ich sie von Grund auf neu aufbauen und gleich den Rost beseitigen, der sich, eh nur ganz leicht, in den letzen 34 Jahren gebildet hatte. Das wird allerdings, wie ich mich kenne, dauern.
Aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, egal, wie lange sie werden wird. Irgendwann wird das Ziel erreicht. Ich will mir auch gar keinen Streß antun, es soll Spaß machen. Bestimmt werde ich einiges lernen und auch lernen müssen, denn ich hab noch nie ein Fahrzeug "Restauriert".
Das Zerlegen des kaputten Motors war jedenfalls der erste Schritt zu einem späteren neuen Leben, und den hab ich dokumentiert.

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23. November 2009 - Ausbauen des Motors

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Der Ausbau des Motors machte so weit keine Probleme. Blöd war nur, dass mir, als ich den Tank abnahm, und einer der Verbindungsschläuche darunter abfiel, eine satte Ladung Benzin über Leibchen und Hose spritzte.
Damit der Tank bloß keine Beule abbekommt, hatte ich ihn rasch aufgestellt und die Schläuche wieder draufgesteckt. Zigarette hätte ich mir danach keine anzünden wollen, mir wäre dabei bestimmt recht warm ums Herz geworden, so voll getränkt mit Treibstoff.
Das wars auch schon wieder für diesen Tag. Es war der erste Schritt.

26. November 2009 - Beginn zerlegen des Motors

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Es sah komisch aus, als ich die Zylinderdeckel abnahm. Ein Kolben zeigte deutliche Rußablagerungen und Anzeichen schlechter Verbrennung, während der andere recht schön blank war.
Zumindest auf den ersten Blick. Genau diese Seite sollte sich allerdings als die kaputte Seite herausstellen.

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Das in Fahrtrichtung linke Kraftwerk zeigt arge Spuren der Verwüstung. Die Kolbenringe stecken fest in der Nut, die Macke an der Kolbenkante könnte gut zur Spur in der Zylinderlauffläche passen, das Pleuellager am Hubzapfen ist völlig zerstört, die Teile stecken zwischen Pleuel und Kurbelwange.
Am Kolbenhemd wie in den Kurbelwangen und später im dazugehörigen Teil des Kurbelgehäuses erkennt man heftige Spuren der heißen Verbrennungsgase, wie sie die festgegangenen Kolbenringe durchgelassen haben.
Vermutlich ist sogar das der Grund für den Lagerschaden?!

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Diese Gehäusehälfte rechts machte mir schwere Probleme. Yamahas Ingenieure haben sich etwas wirklich feines ausgedacht, als sie hier Senkkopfschrauben mit Kreuzschlitz verbauten.
Manche ließen sich ja ganz einfach lösen, aber 5 Stück sitzen unbeweglich fest, nachdem der Kreuzschlitz sofort abgenudelt war. Das Lösen zweier solcher Schrauben hat mir heute (8.12.) eine Stunde herumdoktorn mit dem Flachmeißel gekostet.
Bei einer Reperatur hätte ich diese Schrauben alle durch Senkkopf-Inbusschrauben ersetzt.
Das kann ich mir ja jetzt sparen.

8. Dezember 2009 - Teilen des Kurbelgehäuses - Ausbau der Innereien

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Besonders jetzt kann man den Unterschied zwischen linker und rechter Seite deutlich erkennen. Selbst der Laie, also ich, kann erkennen, dass hier im linken Teil des Motors etwas anderes abgelaufen sein muß als im rechten.

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Die Dreckablagerungen durch den Schaden in der linken Hälfte sind auch nicht zu verachten.

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Da liegt er nun aufgedröselt, der arme kleine Motor

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Da der nächste Winter bestimmt kommt, werde ich dann die Überreste der zerlegten Maschine in den Keller schleppen und genau hier weitermachen. Mit etwas Glück könnte sie im nächsten Frühling schon wieder einem Motorrad ähnlich sehen. Also bis dann...........

Quelle

Letzte Änderung:
2010-05-01 22:29
Verfasser:
Hannes
Revision:
1.2
Durchschnittliche Bewertung: 3 (2 Abstimmungen)

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