Zylinderkopfinstandsetzung einer FZR 1000 3LE


Wie Ihr sicherlich alle mitbekommen habt, bekommt Marcel in seine 750er YPSE einen FZR 1000 Motor. Da er dazu etwas aus dem Zylinderkopf herausfräsen musste (für die Halteplatten) nutzen wir die Gelegenheit um den Kopf auf vordermann zu bringen. Meine Hauptanliegen sind dabei:

- Austausch der Ventilschaftdichtungen
- Entkoksung / Reinigung aller Teile
- Einschleifen der Ventile
- Ventilspiel einstellen

Ich habe zunächst versucht die Verkoksungen mit einem Dremel zu beseitigen. Das funktionierte am Kopf ganz gut, allerdings an den Ventilen selbst sehr schlecht. Bei dem Resultat auf dem folgenden Bild wurde schon eine Dremelmetallbürste verbraucht. Ich werde mir also etwas neues einfallen lassen.

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Alle Brennräume sehen so aus:

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ich werde wohl alle Ventile ausbauen und in einem schönen warmen Ultraschallbad reinigen und danach polieren. Das müsste ein schönes Resultat ergeben.


Demnächst mehr....


So! Weiter gehts! nach dem Reinigen muss der Kopf zerlegt werden. Hier erkennt ihr alle Ventile und deren Ventilfedern. Alles wurde fein in Döschen sortiert.

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Mit einer modifizierten Ventilklammer eines NSU (60er jahre) konnte ich leicht die Ventilfedern zurückdrücken und hatte danach die Hände frei, um die kleinen Konterplättchen zu entfernen.

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Hier eine Großaufnahme der Modifikation.

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nach ca. 20-25 min waren alle Ventile von ihren Federn befreit.

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Habe dann gleich alle Schaftdichtungen entfernt. diese konnte man einfach mit einer Zange von den Schäften abziehen. Die waren knüppelhart und der Kopf freut sich schon auf die Neuen.

Hier erkennt man die Schaftdichtungen auf den Schäften.

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nach der Minute lagen die absolutverhärteten Schaftdichtungen vor mir

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Und wiederum ein paar Minuten später waren alle Ventile entfernt und sortiert.

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Die Auslassventile sind natürlich verkokst, diese werden heute noch schön in einem Ultraschallbad gereiningt. Vorher/Nachher gibts später.

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Das Ultraschallbad ergab leider nicht das erwünschte Ergebnis. Mit Speziealreiniger und Zitronensäure würde auch nach einem einstündigen Bad nur ein geringer Teil der Ablagerungen enfernt. Diese waren so hart wie Granit, so dass ich zu drastischeren Massnahmen greifen musste.


20.02.2010 weiter gehts

Ich habe alle Ventile nacheinander sorgfätig reinigen können, indem ich sie vorsichtig in eine Bohrmaschine eingespannt und "abgedreht" habe. Dazu habe ich mit einem scharfen Messer zunächst grob die Verkoksung abgedreht und dann den Rest mit einem Schleifpapier entfernt. Danach habe ich das Ventil mit Stahlwolle blank geschliffen. Es ist dabei daruaf zu achten, dass man mit seinen Werkzeugen nicht die Dichtfläche und den Schaft des Ventils beschädigt.

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Zuerst die Auslassventile:

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Danach die Einlassventile und der Kopf sieht schon wieder komplett aus:

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Um eine optimale Verdichtung zu gewährleisen, habe ich die Ventile neu eingeschliffen. Dazu gibt es eine besondere Ventileinschleifpaste, die man zwischen Ventil und Kopf schmiert. Die Paste enthält Diamantsplitter, die dann etwas Material abschleift damit das Ventil optimal im Kopf sitzt. An einem Stöckchen ist ein Sazgnapf befestigt, mit dem man dann Ventil für Ventil in kreisenden Bewegungen (wie beim Feuer machen ;-) ) einschleift. Zur Kontrolle kann man dann das Ventil aus dem Kopf ziehen und sich die Dichtfläche anschauen. Wenn diese am ganzen Ventil und auch am Kopf eine gleichmäßig glatte Fläche aufweist, ist es dicht.

Nach 20 Ventilen hat man ne Menge Feuer gemacht, sag ich Euch! ;-)

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An dieser Stelle konnte ich jetzt die neuen Schaftdichtungen einsetzen. Die neuen war schön weich und elastisch, was den Ölverbrauch sicherlich senken wird. Es stellte sich heraus, dass man die Schaftdichtungen mit einem 8er Steckschlüssel wunder einstecken konnte. Die neuen Dichtungen waren ausserdem in einer Messinghülse. So waren diese dann auch nicht so leicht zu beschädigen.

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Nach dem Einsetzen der Ventilschaftdichtungen sollten nun auch die Ventilfedern ihren Platz im Kopf zurückbekommen. Dazu habe ich mir aus der Modifikation des NSU-Werkzeugs ein weiteres "Spezialwerzeug" gebaut, mit dem man die Ventilfedern runterdrücken kann, um dann mit einer Pinzette die Konterplättchen einzustecken. Auch hier wusste man nach 20 Ventilen, dass man was geschafft hat. Die federn haben eine enorme Spannung, die man erstmal runterdrücken müss. Wahrscheinlich wäre es doch einfacher gewesen das NSU Werkzeug zu nutzen, aber ich dachte so geht es etwas schneller.

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Während ich mit dem Kopf beschäftigt war, hat sich mein Vater den Kolbenringen gewidmet. Um zu überprüfen, ob diese verschlissen sind, werden die Kolbenringe in den Zylinder eingespannt. Die kleine Öffnung, die dann überbleibt zeigt den Verschleiß des Kolbenrings auf. Bei der FZR hat ein neuer Kolbenring ein Wert von 0,3mm und ein Verschlissender 0,5mm. Die Kolbenringe in diesem Motor waren alle bei 0,5mm und höher. Also war unser Verdacht mit den Kolbenringen richtig.

Messen alter Kolbenring: 0,5mm

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Messen neuer Kolbenring: 0,3mm

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Entfernung und Einbau der Kolbenringe: Achtung, dabei nicht zu sehr die Ringe verbiegen damit diese nicht brechen!

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Der Motor hat wohl einige Zeit gestanden und hatte leichte Standspuren. Diese waren zum Glück nicht tief und nach dem Durchschleifen nicht mehr zu sehen.

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Zum Schleifen haben wir einen langen Bohrer genommen, soviel Putzlappen darumgewickelt bis es so dick war wie die Bohrung, danach noch recht grobes Schleifpapier drumherum und fertig ist die eigene Schleif- und Hohnmaschine.

Nur wenige Sekunden schleifen und schon hat man einen perfekten Schliff, damit die Kolbenringe besser einlaufen können.

Altes Hausmittel von meinem Vater und seit 40 Jahren in Gebrauch bei Kettensägen, Rasenmähern und PKW- und Motorradmotoren.

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Hier erkennt man deutlich den Schliff. Und aus meiner Erfahrung sieht dieser Hausmittelschliff nicht schlechter aus, als ein Schliff aus einer Hohnmaschine. (manche werden das sicherlich als als Pfusch verurteilen, aber es sei schon hier gesagt, dass mir das völlig latte ist)

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Nach dem Durchschleifen hatten die neuen Kolbenringe und die Zylinder Hochzeit. Die Laufbuchsen der FZR sind im unteren Bereich schön konisch, so dass das Aufsetzen der Zylinderbank auch ohne Spezialwerkzeug problemlos klappte. Vier Hände und Vier Augen und los. Dazu haben wir den Motor soweit gedreht, dass zunächst zwei Kolben eingeführt wurden und danach die anderen Beiden.

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Fertisch! Noch Ventile einstellen und einbauen!

Letzte Änderung:
2010-04-22 21:12
Verfasser:
Jann
Revision:
1.1
Durchschnittliche Bewertung: 3.6 (5 Abstimmungen)

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